Menu
Stadtteil

Moorburg

Erste Erwähnung Moorburgs im Mittelalter

Das spätere Moorburg (ndd. Moorborch/Murborch) wurde erstmals 1309 im Zusammenhang mit der Errichtung einer adligen Eigenkirche urkundlich erwähnt. Der Grund- und Gerichtsherr der Siedlung Reetwisch im Glindesmoor, ein Graf von Stade und zugleich Harburger Burgmanne, unterstrich mit dem Bau seine adlige Stellung. Einer der nachfolgenden Grundherren überließ die Ansiedlung 1375 gegen Zahlung dem Hamburger Rat.

Abschrift des Kaufvertrages zwischen Hamburg und Johan und Meinecke Schulte, Illustration in: Rieck (Hg.), Mullheuner, Melkhökers un Sneurmokers, Hamburg: Christians, 1975.

Moorburg kommt zu Hamburg

Mit dem Erwerb setzte Hamburg seine lang gehegte Absicht um, am südlichen Arm der Elbe, dem damaligen Hauptstrom, Territorialbesitz zu erwerben. Damit wurde es möglich, bei den nach Harburg und ins Lüneburgische durchfahrenden Kaufleuten das Stapelrecht durchzusetzen. Das hieß, dass die auf den Schiffen mitgeführten Waren einige Zeit in Hamburg zum Kauf angeboten werden mussten, anderenfalls wurde Zoll darauf fällig. Ab 1390 untermauerte Hamburg seinen Anspruch auf dieses Recht mit dem Bau einer einfachen Burg, einem von einem Graben umgebenen Wehrturm auf einer Warft. Gegen dieses Vorgehen erhoben die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg immer wieder Einspruch. Erst 1610 entschied ein Reichsgerichtsurteil zugunsten Hamburgs und die Burg verlor ihre Bedeutung. Der marode Bau wurde 1819 abgebrochen. Der Name der Burg im Moor war inzwischen längst auf den Ort übergegangen.

St.-Maria-Magdalena-Kirche am Nehusweg - Blick von Nordosten (Photo: K. Ehlberg, 2021)

Die St. Maria Magdalena-Kirche

Das Patronatsrecht über die Kirche in Moorburg lag bereits seit ihrer Errichtung 1309 beim Dekan des Hamburger Doms, die zuvor zuständige Kirche in Wilstorf wurde für den Verlust der Pfarrrechte entschädigt. Das Heiligenbild der Maria Magdalena zog bis zur Umsetzung der Reformation 1528 einen steten Strom von Gläubigen an und machte die Kirche zu einem lokalen Wallfahrtsort. 1597 wurde der Standort der Kirche an die heutige Stelle verlegt, Pfarrhof und Pastorenland waren bei der Kolonisation der Marschen bereits am Elbdeich angelegt worden. Die ursprünglich als Fachwerkbau angelegte Kirche wurde 1905 mit rotem Backstein umkleidet und ist heute von wildem Wein überwachsen. Innen überrascht die prächtige barocke Ausstattung aus dem späten 17. Jahrhundert. Nach der Februarflut 1962, als auch in der Moorburger Kirche das Elbwasser über einen Meter hoch stand und großen Schaden am Inventar anrichtete, wurde sie sorgfältig restauriert.

Geschichtswerkstatt Süderelbe

Siedlungsentwicklung

Moorburg wurde seit dem Ende des 13. Jahrhunderts in mehreren Deichabschnitten von Ost nach West besiedelt. Die Karte von Daniel Frese dokumentierte 1577 die Namen der Besitzer von über 60 Hof- und Katenstellen entlang des Elbdeiches. An diesem verliefen parallel die Streifenfluren der Hofstellen. Die Bevölkerung betrug in den ersten 200 Jahren - bis um das Jahr 1500 - etwa 130. Mit der zunehmenden Anlage von neuen Hof- und Katenstellen stieg sie auf etwa 500 Menschen. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung auf 1600, im 20. Jahrhunderts dann auf über 2000 an. Moorburg war als längstes Straßendorf Europas bekannt.

Moorburger Geschichte und Geschichten (www.hamburg-moorburg.de) (Harald Meyer, Moorburg)

Moorburgs Rolle für Hamburg als Nahversorger ...

Die Landwirtschaft und der Handel mit ihren Produkten war das beherrschende Gewerbe. Sowohl der Bedarf der Menschen vor Ort als auch die Versorgung der nahen Städte bestimmten die Entwicklung. Milch und Milchprodukte sowie Gemüse wurden über Süderelbe und Köhlbrand auf die Märkte nach Hamburg und Altona verschifft. Die „Melkhöker“ (Milchverkäufer) brachten ihre Ware mit der Schottschen Karre direkt vor die Häuser der Kundschaft. Das Gewerbe der Bindfadenmacher („Sneurmokers“) war ebenfalls stark vertreten.

Blankau's Salon (heute Moorburger Elbdeich 232, Postkarte aus Privatbesitz)

... und als Ausflugsziel

Aus der Stadt heraus strömte ab den 1880er Jahren der Ausflugsverkehr. Die Fährschiffe setzten nun auch Erholungssuchende von Hamburg nach Moorburg über. Dies führte zu einem Ausbau der Gastronomie vor Ort und begünstigte auch andere Gewerbe. Viele Ausflugslokale entstanden, oft direkt an die Milchwirtschaftsbetriebe gebunden. Die größeren unter ihnen lockten mit Jahrmarktattraktionen, die die Menschen vor Ort halten sollten. Andere dienten als Zwischenstation für die Ausflügler, die es weiter zog, in die Haake und die Harburger Berge.

Moorburger Frauenchor in den 1920er Jahren (Photo: privat) - Moorburger Geschichte und Geschichten (www.hamburg-moorburg.de) (Harald Meyer, Moorburg)

Moorburg heute

Moorburg wird heute von Industrie und Hafenwirtschaft sowie dem Ausbau des Straßennetzes im Hamburger Süden aus allen Richtungen bedrängt. An die Stelle der Häuser im äußersten Osten Moorburgs – vielfach ebenfalls Gastwirtschaften – traten nach dem Zweiten Weltkrieg die Raffinerie Holborn (vormals Esso) und nacheinander zwei Kraftwerke. Auch die Hafenerweiterungspläne der 1960er und 1970er Jahre, denen der Nachbarort Altenwerder zum Opfer fiel, und die Verwüstungen des Sturmhochwassers vom Februar 1962 hinterließen ihre Spuren. Moorburgs Ostteil drohte ein ähnliches Schicksal wie Altenwerder, viele alteingesessene Familien verkauften ihre Häuser und zogen fort. Seither haben Neuzugänge den Ort belebt und eine engagierte Kirchengemeinde sowie lokale Kulturschaffende prägen heute die Dorfgemeinschaft.

Literatur über Moorburg in der Bibliothek der Geschichtswerkstatt (Auswahl)

Rund um die Moorburg. Ein Heimatbuch

Alfred Aust, Verlag A. Aust, Moorburg / Druck G. Lühmann, Harburg-Wilhelmsburg, 1930.

Mullheuner, Melkhökers un Sneurmokers

Hein Rieck (Hg.), Hamburg: Christians Verlag, 1975.

Weblinks zu Moorburg

Bildmaterial